Erste Ferien
Nachdem wir beide wieder mit arbeiten begonnen haben und uns langsam wieder in der Schweiz zurechtfinden, wars mal wieder an der Zeit Ferien zu nehmen.
In der Zwischenzeit haben wir auch den Versicherungsfall unseres Reiseabbruchs abgeschlossen und damit das Kapitel Weltreise (vorerst) abgeschlossen.
Da uns verständlicherweise nicht nach weiteren Quarantänen und unsicheren Reiseverläufen war, haben wir uns für Ferien in der Schweiz entschieden. Dies aber im Stil unserer Weltreise, jedoch mit eigenem Auto und Equipment.
Andeer
Für die ersten Tage der Ferien hatten wir uns ein kleines Apartment in Andeer gemietet. Gleich nach dem Anreisetag liessen wir es uns nicht nehmen die Berge der Nähe anzuschauen.
Dem funktionierenden Busnetz sei Dank konnten wir unsere Tour im nächsten Tal bei Wergenstein starten und über den Lai Pintg und der Farcletta digl Lai Pintg zur Cufercalhütte des SAC laufen. So viele Murmeltiere wie hier hatten wir noch nie gesehen, die Tiere liessen sich (Wind sei Dank) auch nicht wirklich von uns beeindrucken. Die zwischenzeitlichen Regentropfen waren bis dahin auch wieder getrocknet.
Die Cufercalhütte war bestimmt eine der schönstdekorierten Hütten die wir seit langem gesehen haben. Leider liess der lange Abstieg, den wir da noch vor uns hatten keinen längeren Aufenthalt zu, auch wenn der Hüttenwart alles versucht hat…
Insgesamt war die Tour mit knapp 23 km, 1200 Höhenmeter Aufstieg und 1700 Meter abstieg etwas lang, vor allem als Ferieneinstiegstour.
Nach der harten Einstiegstour des Vortags war uns nach einer kleinen Biketour. Klar konnten wir uns auch diesmal nicht auf eine einfache Tour einigen. So fuhren wir mit dem Bike über Sufers zum Lai da Vons und dann über ein paar schöne Single Trails zurück nach Andeer. Interessant waren neben den harten Anstiegen auch die als Chalet getarnten Festungsanlagen der Armee die mittlerweile deklassifiziert sind und somit angeschaut werden können. Diesmal waren wir „nur“ 27 km mit 1200 Höhenmeter Aufstieg unterwegs.
Nach den Touren war es schon wieder soweit unser Apartment zu verlassen, nicht ohne aber an unserem Abreisetag noch den Piz Beverin von der Liste zu streichen. Vom Parkplatz oberhalb von Wergenstein (vielen Dank an den unbekannten Spender für die Parkkarte) gings dann steil hoch zum Piz – wir hatten uns für den Leiteraufstieg (mit 8 Meter-Leiter) entschieden und waren dann nach knapp 2h auf dem Gipfel. Leider ist dieser mit 2998 Höhenmeter knapp kein 3000er, die Aussicht ist dennoch fantastisch, da in der Nähe die wenigsten Berge höher sind.
Auf dem Gipfel liessen wir es uns natürlich nicht nehmen mit dem Gaskocher Tee & Lunch zu Kochen. Was nebst vollem Magen auch für Gesprächsstoff mit anderen Gipfelbezwingern geführt hat. Lustigerweise auch ehemalige Weltreisende, wobei wir unsere Erlebnisse etwas austauschen konnten.
Den Abstieg nahmen wir über dieselbe Route zurück zum Auto. Auch hier gab es viele Murmeltiere, aber be weitem nicht so viele wie ein paar Täler weiter um die Cufercalhütte.
St. Moritz
Unser nächstes Ziel war St. Moritz, aber nicht um uns ins Jet Set zu stürzen (ist ja auch nicht Saison) sondern als Standort für unsere nächste Tour. Davor aber eine kurze Nacht im Hotel und dann eine längere Busfahrt nach Sur (es gibt nur 2 Fahrten am Tag), gefolgt von einer „Alpinbus“-Fahrt zur Alp Flix. Von dort gibt es einen nicht-markierten Weg zur Jenatschhütte, unserem Ziel für diesen Tag. Nachdem wir uns zuerst tüchtig mit dem Weg vertan hatten und den reissenden Bach überwinden mussten, machten wir dann schnell Höhe. Wir erschraken als uns jemand aus dem Dickicht fragte ob wir wissen wo wir sind und wo der Weg sei.
Es stellte sich heraus, dass ein junger Jäger Zeit totschlagen musste bis er seine Beute (Gämse) vor die Flinte bringen konnte. Und so plauderten wir über alles mögliche und erfuhren so auch noch den richtigen Weg.
Der Anstieg wurde dann immer steiler und auch nicht gerade ungefährlich auf dem steilen Schiefergelände. Aber mit den Wanderstöcken schafften wir den Aufstieg zur Fuorcla da Flix. Da wir gut in der Zeit waren nahmen wir den Piz d’Agnel auf 3204 Meter über Meer auch noch mit. Die Aussicht war absolut top, wobei auch das Wetter super mitgespielt hat. Von da war der Weg besser auszumachen und wir waren baldschon bei der Jenatschhütte. Dieses Bier (alkoholfrei) hatten wir uns nach den vielen Stunden auf den Beinen wahrlich verdient.
Das Essen war super, die Corona-Regeln wurden gut eingehalten und dank Doppelzimmer konnten wir auch eine ruhige (wenn auch nicht besonders warme) Nacht verbringen.
Am nächsten Tag gings dann über die Fuorcla Suvretta zum Pass Suvretta, dazwischen gabs überraschenderweise ein paar Kletterpassagen. Auf dem Pass Suvretta trafen wir dann Selina’s Eltern zum gemeinsamen Abstieg nach St. Moritz. Nicht ohne aber unterwegs noch Kaiserschmarren einzuverleiben :-).
Bever
Wir waren froh als wir im Hotel in St. Moritz ankamen, besonders unsere Füsse waren durch den langen Abstieg etwas mitgenommen. Aber es war für die nächsten Nächte ein Zimmer in Bever für uns reserviert. Also das Auto wieder im Hotel in St. Moritz abgeholt und weiter nach Bever.
In Bever war uns aber natürlich auch nicht nach Füsse hochlagern. Schliesslich waren wir in einem Bikehotel, also schwups die Bikes zusammengeschraubt und mit den Eltern von Selina eine (diesmal aber doch entspanntere) Bikerunde zur Alp Serlas unternommen. Leider war das Wetter an diesem Tag etwas durchzogen, eine rasante Abfahrt später waren wir dann wieder in der Bever Lodge, mittlerweile auch wieder ganz trocken.
Interlaken
Die Kurzvisite im Engadin war leider schnell vorbei, aber noch waren’s unsere Ferien nicht. Über den Flüelapass, gings zuerst nach Horgen die Pflanzen bewässern, danach über Luzern und den Brünigpass nach Interlaken, wo wir den zweiten Teil unserer Ferien verbrachten.
Interlaken war gar nicht so leer wie wir vermutet hatten. Klar gab es viel weniger Touristen aus Fernost und West. Dies wurde aber durch zusätzliche Touristen aus DE & NL, die meisten davon Goldenagers, fast gänzlich wettgemacht.
In Interlaken wollten wir zuerst Sportklettern. Den ersten Klettergarten war dann sogleich eine Enttäuschung, schlechter Zugang und die für uns machbaren Routen waren ziemlich zugewuchert. Also packten wir unser Sachen wieder auf der Suche nach einem anderen Klettergarten. Der nächste Anlauf in Meiringen war dann aber nach einem längeren Hinweg erfolgreich; gut zugänglicher Fels und gut abgesicherte längere Routen waren hier zu klettern. Mal abgesehen, dass wir unser Topo nicht richtig interpretiert hatten und viel schwierigeres kletterten als wir eigentlich wollten war dies ein richtig erfolgreicher Ausflug.
Ganz im Sinne des Multisports stand am nächste Tag eine „kleine“ Bike-Runde um den Brienzersee an. Irgendwie schafften wir es mit dem Bikeweg auf diesem Weg wieder 1000 Höhenmeter einzubauen. Durch die Hängebrücken, dem schönen Brienz und die Giessbachfälle haben wir aber keine der Höhenmeter bereut. Die Aussicht auf den malerischen Brienzersee war aus jeder Perspektive ein Hingucker, fahrerisch stellte die Strecke keine unerwarteten Schwierigkeiten.
On Shot blieb uns noch für diese Ferien, bevor wir dann auch Interlaken wieder verlassen mussten. Wie schnell Ferien immer vorbeigehen müssen… Für die letzte Tour wurde Patricks Jugenderinnerung an die Blüemlisalp wieder aufgefrischt. Von Kandersteg mit der Bahn hoch zum wunderschönen Oeschinensee von da galt es den steilen Weg hoch zur Blüemlisalp unter die Schuhe zu nehmen. Aber mit jeden Schritt taten sich neue Aussichten auf – besonders die steilen, geschliffenen Felsen sahen atemberaubend aus. Auch der merklich geschrumpfte Blüemlisalpgletscher spiegelte plastisch in der Sonne. Von den angegebenen 4,5h waren wir dann in knapp 2.5h bei der Blüemlisalp – und da war sie, immernoch genauso schön wie früher.
Ein verrückter hat sogar sein Bike hochgetragen, dass dies nicht gerne gesehen ist, konnte man an jedem Pfosten/Durchgang sehen, so hiess es dort „No Bikes“. Der Weg ist schon zu Fuss nicht ganz ohne, mit dem Bike kaum machbar. Aber wer sein Bike liebt der schiebt (oder trägt). Nach Tee & Speis nahmen wir den Rückweg unter die Füsse. Wir hatten uns spontan entschieden nicht am See entlang zurückzulaufen sondern den Höhenweg hoch über den Oeschinensee zu begehen. Ein guter ausgebauter Weg war’s, stolpern war aber definitiv keine Option, da gleich unterhalb des Wegs eine schätzungsweise 400 Meter Hohe Wand verläuft…
Wenig später waren wir dann wieder bei der Bergbahn um nach Kandersteg herunterzufahren. Zivilisationsbedingt natürlich mit Maske…
Und schon waren die 2 Wochen Ferien rum. Schön war’s wieder in der Schweiz – und es gäbe noch viel weiteres zu unternehmen.
Unsere Ferien in Zahlen
Wandern / Bergsteigen:
77.14 km Distanz
5267 Höhenmeter (positiv)
5865 Höhenmeter (negativ)
Bike:
97 km Distanz
2823 Höhenmeter (positiv)
Klettern:
5 Seillängen à 20 Meter (im Klettergarten)
Autokilometer (elektrisch):
875 km
Alle Bilder: