Anreise Puerto Natales – el Calafate

In Puerto Natales haben wir noch die letzten Chilenischen Pesos in Argentinische umgetauscht und den Bus nach el Calafate bestiegen. Der Einstieg in den Bus ging ewig, weil jeder Pass angeschaut wurde (wird üblicherweise beim Besteigen des Buses nicht gemacht).

Als wir dann endlich fuhren ging’s aber relativ schnell bis zur Grenze „Ultima Esperanza“, schnell hatten wir den Ausreisestempel und waren aus Chile raus. Aber windig war’s hier im Niemandsland. Wieder im Bus hatten wir nach 10 Minuten den Grenzposten in Argentinien erreicht. Hier hatte es bereits etwas mehr Corona-Awareness mit Plakaten etc. Auch durften nur immer 5 Personen den Posten gleichzeitig betreten. Aber uns wurde weder die Temperatur gemessen noch gefragt ob wir aus einem Risikogebiet kommen. Der Einlass ging dementsprechend Problemlos, wenn wir auch ca. 1h brauchten bis der Bus abgefertigt war.

Da der Bus anschliessend einen komischen Weg fuhr, kamen wir mit ca. 2h Verspätung in el Calafate an. Aber Hauptsache heil und am richtigen Ort.

El Calafate - Downtown
El Calafate – Downtown

El Calafate

In El Calafate kamen wir erst am Abend spät an, unser Host war dementsprechend nicht so erfreut über unser Auftauchen. Die späte Ankunftszeit war aber nur die eine Hälfte der Geschichte, die andere war, dass seine Frau im Spital arbeitet und dort bereits die ersten Verdachtsfälle von Covid-19 aufgetaucht sind. Für das riesige Einzugsgebiet von el Calafate stehen auch gerade mal 10 Beatmungsgeräte zur Verfügung. Er empfahl uns das Land direkt zu verlassen. Etwas schockiert gingen wir zu Bett und liessen das mal setzen.

Aerolineas Argentinas Schalter in el Calafate
Aerolineas Argentinas Schalter in el Calafate

Am nächsten Tag war dann wirklich etwas Panik im Städtchen angesagt. Vor dem einzigen Airline-Schalter gab es eine Riesenschlange. Wir informierten uns online über die Lage, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz so düster war. Dies änderte dann schlagartig am nächsten Tag, als Chile als Risikoland eingestuft wurde. Das hiess für uns dann per sofort in die Selbstisolation für 14 Tage. Es sei denn man hat ein gültiges Auflugticket, ist symptomfrei und ist auf dem Weg zum Flughafen.

Spätestens als es dann auch noch mit dem Shutdown gedroht wurde, und die nationalen Transportlinien gestoppt wurden, galt es auch für uns ernst. Wir können zwar etwas länger hierbleiben, aber nichts tun können ist auch nicht spassig. Zumal uns jetzt auch keine anderen Länder mehr reinlassen.

Die Schweizer Botschaft in Buenos Aires gab uns auch an, wir sollten das Land verlassen. Leider konnten alle unsere Bemühungen einen Transport ausser Landes zu finden nicht fruchten. Trotz 3 Telefone und 2 Computer die gleichzeitig im Betrieb waren. Wir versuchen es weiterhin, da wir aber nicht reisen dürfen ohne Ausflugbestätigung sind wir in einer Zwickmühle.

Davon abgesehen ist el Calafate ein hübsches Städtchen mit vielen netten Restaurants und Bars und kleinen Outdoor-Shops. 

Downtown el Calafate
Downtown el Calafate

Als dann am Tag drauf noch ein Patient im Spital el Calafate positiv auf Covid-19 getestet wurde, wurde der gesamte Shutdown des Ortes verhängt (per Dekret vom Bürgermeister). Damit war’s es dann auch mit Restaurants und Bars – die wir natürlich in der Selbstisolation sowieso nicht betreten durften, bis anhin aber noch offen waren. 

Die Hoffnung „Airline-Schalter“ dahin - Telefonate kommen nicht durch
Die Hoffnung „Airline-Schalter“ dahin – Telefonate kommen nicht durch

Nachdem wir jetzt alle Kanäle abgegrast haben und auch alle Reisegesellschaften nach ihren Rückholaktionen befragt haben, konnten wir doch einen Flug finden. Leider hätten wir 5 Flughäfen gesehen und jeweils zwischen 1-2 Nächte an diesen Plätzen verbringen müssen, mit der Gefahr, das wir dort stranden. Wir haben uns dann entschieden vorerst mal hier zu bleiben – wir wissen einfach nicht für wie lange. Mindestens aber bis zur Ende der Selbstisolation.

Über ein kleines Reisebüro in Igis, dass sich als einziges uns annahm, konnten wir doch einen Flug nach Buenos Aires und dann den (zugegeben sehr teuren) Weiterflug nach Zürich. Aber ohne bestätigten Flug in die Heimat kein Ausreise aus el Calafate. Und ab dem nächsten Abend Mitternacht keine Inlandtransporte mehr. Ein Auto mieten geht auch nicht, weil die Vermietungen zu machen mussten. Uns durfte auch niemand mehr die 3000 Km nach Buenos Aires fahren (weil kommerzielle Transporte eingestellt wurden; private Fahrten sind nur noch für die Verschiebung in die Heimat zulässig) – und uns ein Auto One Way zu überlassen ist dann doch etwas viel verlangt für die von der Armut geplagten Argentinier. Fazit für uns – wir müssen fliehen und zwar schnell – oder hierbleiben!

Als wir dann mit unserem Host die Taxifahrt organisieren wollten, erklärte er uns, dass es neu auch noch ein Medical Certificate braucht um die Polizei-Absperrung der Stadt passieren zu können. Also schwups noch ins Spital gefahren, ein paar Fragen zu unserem Symptomen und eine Temperaturmessung und wir hatten den Schein. Zu dem Zeitpunkt waren wir also symptomfrei. Auf dem Weg zum Flughafen passierten wir dann die Strassensperre und waren dann am Flughafen. Unser Fahrer wollte uns sogar noch die Hand geben zum Abschied…

Viele Leute wollten noch ausreisen, da es der letzte Tag mit nationalen Flugverbindungen war. Glücklicherweise ging alles glatt, auch wenn es uns um all die Touristen nicht sonderlich wohl war.

Standort el Calafate
Standort el Calafate
Patagonien von oben
Patagonien von oben

In Buenos Aires hiess es den Flughafen wechseln. Leider waren die regulären Busse schon ausgesetzt, also mussten wir noch ein Taxi organisieren, was uns nach längerem Anstehen dann gelang. Auch hier eine teuere Angelegenheit, aber mit der drohenden Vollblockade im Hintergrund mussten wir einfach so schnell wie möglich zum Flughafen und dort warten bis unser Flug geht. Natürlich waren wir auch dort nicht die Einzigen.

Schlafende Leute am Flughafen Buenos Aires
Schlafende Leute am Flughafen Buenos Aires

Kein Platz der nicht zum liegen, schlafen oder telefonieren gebraucht wurde. Angenehm war unsere Nacht dort wirklich nicht, aber es herrschte keine Aufregung. Eine Halsverrenkung beim Schlafen später waren wir wieder auf den Beinen und konnten unseren Flug einchecken. Keine Selbstverständlichkeit bei der Anzahl annullierter Flüge. Das Gepäck konnten wir bis nach Zürich durchchecken – auch eine Erleichterung.

Die wenigsten Flüge können noch durchgeführt werden (Buenos Aires)
Die wenigsten Flüge können noch durchgeführt werden (Buenos Aires)

Das Boarding fand dann 30 Minuten nach der regulären Abflugzeit statt, da das Flugzeug komplett desinfiziert wurde. Im Flugzeug sass dann auch eine grosse Anzahl an Crew Mitgliedern drin, da Aerolineas Argentinas alle Mitarbeiter zurück in die Hauptstadt holte.

In Sao Paolo angekommen durften wir zuerst eine gute Stunde anstehen um die Kontrolle für den Transfer-Bereich über uns ergehen zu lassen. Interessant die Erfahrungen von anderen „Gestrandeten“ zu hören. Ein Österreicher war mit dem Fahrrad auf der Panamericana (ohne Internet) unterwegs und wurden von der Polizei bei der Einfahrt in Ushuaia abgefangen und zum Flughafen gebracht. Dementsprechend sah der arme Kerl auch aus – sein Fahrrad musste er zurücklassen.

Nach der Kontrolle liefen wir direkt in die Staralliance-Lounge um uns für den nächsten Flug zu stärken. Zum Glück war diese „noch“ offen – überhaupt fühlte sich Brasilien noch wie ein Oase an, wie lange wohl noch? In Argentinien konnten wir nicht mal mehr die Peseten zurücktauschen…

Star Alliance Lounge - Sao Paulo
Star Alliance Lounge – Sao Paulo

Der Flug war dann sehr angenehm, vor allem auch weil unser Lieblings-Champagner (auf den wir jetzt 11 Monate verzichtet hatten) ausgeschenkt wurde.  

In Zürich angekommen waren wir überrascht wie schlampig die Leute die Abstände einhalten. Kaum ging das Gepäckband an waren alle fast auf dem Band – die Polizei und die Ansagen konnten die Leute nicht zur Raison bringen. Viele Flüge finden unter diesen Umständen sowieso nicht mehr statt, vielleicht auch besser so…

Eine Zugfahrt (alleine im Wagen) später kamen wir dann zuhause an, was für ein Glück das wir unsere Wohnung nicht vermietet hatten und darum relativ problemlos zurückkommen konnten. Klar hat weder Arbeitsmarkt noch sonst jemand mit unserer früherer Heimkehr gerechnet, am wenigsten wir selber, aber irgendwie ist es trotz allem schön wieder zuhause zu sein. 

Wir werden willkommen geheissen :-) - vielen Dank!
Wir werden willkommen geheissen 🙂 – vielen Dank!

Wir schauen jetzt wie wir uns weiter organisieren und unterziehen uns einer 14-Tägigen freiwilligen Selbstisolation. 

Unserer Ansicht nach wird es wohl eine ganze Weile dauern, bis man wieder reisen kann und die touristische Infrastruktur wieder einsatzbereit ist. Darum ist das wohl das vorläufige Ende unserer Weltreise. Schade! 

Sobald wir unsere 7 Sachen sortiert haben und die Eindrücke etwas verdaut haben, werden wir noch unsere gesammelten Erfahrungen publizieren. Natürlich werden wir auch unsere Ausrüstung bewerten!

Stay safe & bleibt gesund!

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